Es wird Weihnachten und die Heimreise steht an.
Nachhause zu meiner Familie.
Aber was ist "Zuhause" oder wo ist es?
Durch meine Berufswahl haben wir einen unruhigen Lebenswandel.
Was sich nach Abenteuer anhört, ist es meist auch.
Wir zahlen einen hohen Preis dafür, bekommen aber auch etwas zurück.
Der Preis besteht darin, dass einfache Dinge für unsere Kinder nicht möglich sind. Sie können sich nicht mal eben mit alten Klassenkameraden treffen oder mal eben an der alten Schule vorbeifahren, nur mal so, um zu gucken?
Ihre Mitschüler sind wortwörtlich in der ganzen Welt verstreut. Das ist das Los der Schüler, welche eine Internationale Schule besuchen.
Die meisten Diplomats oder Experts sind für eine bestimmte Zeit entsandt. Meist um die 3 - 4 Jahre. Danach wird in das nächste Land umgezogen oder zurück in die Heimat. Somit entstehen Internationale Freundschaften, da alle dasselbe Los teilen aber die Kinder lernen auch sehr früh, dass diese speziellen Freundschaften auf Zeit angelegt sind.
Die Vorteile liegen ebenso klar auf der Hand.
Die Kinder sind mit 2 Muttersprachen aufgewachsen, Sie sprechen selbst untereinander Englisch, weil es oft schneller geht als sich in Deutsch auszudrücken. Da sie in verschiedenen Kulturen aufgewachsen sind, habe diese Expert Kinder einen anderen Zugang zu diversen Themen als es uns Älteren möglich ist.
Wenn ich so zurückdenke, fällt es mir schwer zu sagen wo es mir am besten gefallen hat.
Oder auch wo ist meine Heimat.
Wo wollen wir später wohnen.
Die Kinder sind im Studium und werden wohl nicht mehr mit ober bei uns wohnen?
Da ist Lippstadt, mit dieser schönen Stadt verbinden mich so viele Erinnerungen.
Ja Lippstadt - könnte meine Heimat werden.
Ich durfte das Abendgymnasium dort besuchen. Einhergehend mit dem Besuch der Night School entstand eine gute Kameradschaft zwischen den Schülern. Denn diese spezielle Schulform, tagsüber arbeiten, in der Nacht von 18:00 bis 21:30 zur Schule gehen, schweißt zusammen.
Durch die Kooperation mit dem Theater durften wir viele Vorführungen erleben, welche ich in dieser Form nie wieder erleben durfte.
Am Abendgymnasium in Lippstadt war der Lehrkörper ein besonderer. Natürlich nicht alle Lehrer und nicht immer. Sehr gerne erinnere ich mich zurück an unseren Englischlehrer. Ein feiner Herr der mehr einem Englischem Lord glich als die meisten Engländer. Eigentlich war er Sprachforscher, da er aber von was leben musste gab er hat Unterricht. Er war so ein "feiner Mensch" dass ich schon allein deshalb Vokabel lernte um Ihn nicht zu Enttäuschen.
Mit unserem Mathe- und späterem BIO Lehrer verband mich so eine Art Freundschaft. Er war ja auch nur ein paar Jahre älter als ich. Durch den Besuch der Techniker Schule hatte ich in BIO gewisse Vorkenntnisse. Dieses Wissen verhalf mir dazu, dass ich dem Unterricht überdurchschnittlich gut folgen konnte. In Mathe hatte er ein spezielles System bei den Schülern angewendet. Er ließ grundsätzlich alles durch Brüche berechnen. Natürlich ohne Taschenrechner. Damit konnte selbst ich das System begreifen. Ich war noch nie so gut in Mathe wie in dieser Zeit. Heute bin ich weit entfernt von diesem Können. Da waren noch viele andere Lehrkörper mit speziellen Angewohnheiten und Ihren Eigenheiten. Erwähnenswert ist noch der Physik Lehrer. Einer seiner Lieblingssprüche war immer: "Das können sie nicht wissen, die Wissenschaft hat Jahre gebraucht, um es herauszufinden".
Kunstgeschichte und Philosophie sind weitere Höhepunkte, an welche ich mich sehr gerne zurück erinnere.
Da es sich um meine Erinnerungen handelt, darf ich mit eine gewisse Ungenauigkeit und Erinnerungsoptimismus gönnen.
In Lippstadt habe ich wirklich gerne gewohnt.
Es war mehr als nur eine Stadt für uns, in der wir uns aufhalten.
Wir haben im Standesamt geheiratet. Uns eine Wohnung in Lipperode geteilt und beide Kinder sind in Lippstadt geboren.
Unzählige Male sind wir an der Lippe spazieren gegangen besonders als die Kinder noch klein waren.
Der Döner Mann war mein bester Nachbar und auch die Pizza war unerreicht.
Wie oft sind wir paddeln gewesen, meist vom Lippe See bis zum Anleger in Lippstadt da wir 2 Autos hatten und damit fast kein Vorbereitung benötigten. Damals war es vor der Renaturierung und es gab die Wehre noch. Es war immer ein besonderes Erlebnis diese mit dem Kanadier zu bewältigen.
Die vielen Ausflüge nach Warstein oder ins Sauerland sind mir noch frisch in der Erinnerung.
Selbst die alte Videothek (5 Filme zum Pries von drei) sind mir gegenwärtig. Die Innenstadt Krimis mit der verrückten Paddel Regatta sind besondere Höhepunkte welche so nur in Lippstadt geboten werden.
Das wir kurze eine kurze Zeit einen Schrebergarten hatten, habe ich schon erwähnt? Müde keinen eigenen Garten zu haben und nicht mal draußen sitzen zu können bewarben wir uns kurzerhand um einen Garten. Diesen durften wir dann dem Vorbesitzer abkaufen und waren somit Schrebergarten Pächter. Den strengen Regeln der Gemeinschaft unterworfen, machte der Garten doch viel Freude und wir verbrachten so einige Stunden darin. Besonders für unsere Kleinkinder war es Wert die damit verbundenen Mühen auf uns zu nehmen. So konnten diese endlich auf eine Stück Rasen draußen spielen.
Ja Lippstadt - Du bist meine Heimat! An dich werde immer gern denken und zu Dir zurückkommen.
Hanoi: kann man eine Stadt welche man kaum kennt und welche tausende vom km weit weg ist, lieben.
Ja man kann.