Kurzer Törn auf der Havel

Einfach mal ausprobieren, ob das was für uns ist?

 Hausboot, wer hat nicht schon mal davon geträumt einfach mit dem Boot loszufahren und Abenteuer zu erleben?

 

Es ist Sommer 2024 und wir haben uns noch immer nicht entschlossen, wo und wie wir die Ferien verbringen wollen.

 

Die eine möchte einen Kurztrip ins exotische Ausland nach Portugal.

 

Die beiden anderen sind unschlüssig wissen nur zu genau, was sie nicht wollen.

 

Ich persönlich bin des Fliegens müde und möchte im privaten nicht auch noch in den Flieger steigen müssen.

 

Irgendwo wo man kurz mit dem Auto hinkommt.

Holland fällt aus da unser Junior da ja studiert und es nicht exotisch genug ist. Dänemark ist mir zu langweilig und an der Ostsee ist es recht teuer. Allerdings waren wir seit 20 Jahren (!) nicht mehr an der Ostsee, wird also Zeit.

 

Die Preise sind hoch, wenn man direkt am Wasser sein will.

Da kommt eine der guten Ideen meiner klugen Frau, wenn Du doch am Wasser sein willst, warum dann nicht direkt auf dem Wasser?

 

Wasserurlaub - da blitzt sofort die Müritz in meinen Gedanken auf.

 

Mal eben gegoogelt welche Anbieter sind vor Ort sind und dann zum größten Anbieter am Markt und nicht zu einem der privaten, beim ersten Mal.

 

Bei Kuhnle Tours sind wir schnell fündig geworden. 

Lage, Preis- Leistung und am Wichtigsten - die Verfügbarkeit eines Bootes waren gegeben.

 

Die Online Buchung ist einfach und schnell getan.

Einen Bootsführerschein habe ich seit über 20 Jahren.

 

Ich möchte natürlich ein Schiff, am Besten aus Metall, nicht zu groß aber mit Waschraum und Schlafplätzen für 4 Personen. 

Kühnle konnte dies ermöglichen zu einem Preis welcher noch unter dem einer Ferienwohnung in derselben Gegend lag.

 

Bald schon kommt der Tag der Anreise.

Die Familie ist skeptisch aber vorsichtig gespannt.

 

Die Tochter möchte einen Gewittersturm erleben (angesagt vom Wetterdienst) der Sohn ein Abenteuer, die Mutter entspannen und der Vater mal was Neues ausprobieren und erleben.

 

Die Anreise im PKW ist lang und von Kaffeepausen unterbrochen.

Dann der übliche Urlaubsstau auf den Ostseeautobahnen. Irgendwelche Brücken werden erneuter - daher Vollsperrung.

 

Wir schleichen stundenlang über Landstraßen. Dank Google und NAVI haben wir uns auch (fast) nicht verfahren.

Gegen 17:00 Uhr erreichen wir die Müritz und die Marina ist schnell gefunden.

Die Anmeldung und Schlüsselübergabe waren recht einfach.

 

Die erste Unzufriedenheit kam beim Anblick des Kahns.  Das war ein echter Seelenverkäufer. Rost an vielen Stellen. 

Ein echter Eisen- Kahn, die rosten halt schon mal?

Die Vorstellung, dass wir so ein 4eckigen Kasten mieten, welcher dann irgendwie schwimmt war wohl falsch, wenn ein Boot -> dann ein richtiges Schiff.

 

Bei der Einweisung stellte sich heraus, das bedingt durch den Bootsführerschein diese recht kurzgehalten werden konnte.

 

Bald schon konnten wir aufentern und die Sachen vom Auto in das Boot bringen. Gerade noch rechtzeitig, denn wir ergatterten den letzten der Karren für das Gepäck.

 

Eine kurze Runde mit dem Schiff im Kanal und dann zurück in die Box. Heute Nacht verbringen wir im Heimathafen.

 

Erst mal zurechtfinden, wer schläft wo? 

Wir haben uns schon lange darauf geeinigt, dass Jungs und Mädchen getrennt schlafen, das ist mit 2 Teens einfacher...

 

Da Cat sich die Heck Koje als Ihren Platz ausgeguckt hatte blieb uns nur das Vorschiff.

Aber da ist noch eine 4te Reisende? Was nun?

Aha der Tisch in der Kombüse kann abgesenkt werden und bildet zusammen mit allen möglichen Polstern eine Art Liegefläche. Nach Aussage der dort liegenden Person KEIN BETT. 

Immerhin bleibt ein Durchgang frei vom Vorschiff (Bug) zum Heck.

 

Die Nacht ist ungewöhnlich aufgrund der Bewegung, der Geräusche und der Umgebung.

Ich stehe des Nachts auf und gehe in der Marina spazieren. Ich mag sowas. Ist irgendwie melancholisch.

 

Am Morgen dann die üblichen Szenen. Die Eltern sind früh raus und Kaffee trinken, die Teens wollen schlafen (?) und dann erst mal Frühstücken! 

 

Irgendwann sind wir dann so weit - ablegen und Segel setzen. Ach, nee haben wir nicht. Also tuckern wir gemütlich übern See.

Immer den Blick auf die Karte. Immerhin haben wir einen Tiefenmesser, welcher bei der Navigation hilft.

Der Kahn hat einen Tiefgang von 1,2 m und ich möchte nicht am ersten Tag schon festsitzen.

 

Wir tuckern vor uns hin und bald schon müssen wir uns entscheiden wohin.

Der ursprüngliche Plan, hin und her und dann zurück in den Heimathafen wurde schnell angepasst. Wir waren schon über die Hälfte des Sees gefahren. Dann per App eine Sturmwarnung. Ab Mittag Gewitter mit einzelnen Sturmböen.

 

Wir suchten uns einen schönen Ankerplatz in einer geschützten Bucht und ließen das erste Mal den Anker fallen. Wie geht das noch gleich und hält das bisschen Metall wirklich unser Boot? Erstmal eine Ankerwache eingeteilt (also ich) die anderen waren lesen und wollten doch tatsächlich baden gehen vom Boot aus (Checkliste abarbeiten). 

War wohl kalt, denn die beiden waren rechtschnell zurück im Boot.

 

Das hat was - so gemütlich vor Anker zu liegen!

Sehr entspannend und total stressfrei. Lesen, Vögel beobachten, andere Schiffe ziehen vorbei oder einfach nur aufs Wasser schauen und mal nix denken. Gut, hat nicht geklappt aber ein Versuch wars wert, oder?

 

Der Sturm rückt näher und die Wolken ziehen sich zusammen. Erfahrungsgemäß ist in den Stadt Marinas der Platz recht beschränkt und wer zu spät kommt, hat Pech.

 

Also sind wir im City Hafen von Waren eingelaufen. Gerade zur rechten Zeit um einen schönen Liegeplatz in der Marina zu ergattern. 

Schnell noch im Hafenbüro anmelden, die Liegeplatzgebühr richtet sich nach der Bootslänge.

 

Erst mal das Boot vertäuen, da ein Sturm kommen soll - lieber eine Leine mehr auslegen als sich hinterher zu entschuldigen.

 

Dann gehen wir Proviant bunkern. Erst mal die hübsche Altstadt erkunden und ein paar Sachen kaufen (Hautsächlich kalte Getränke). Danach versuchen wir essen zu gehen. Am Markt können wir ein Fischbrötchen erwerben.

Zurück auf dem Kahn ist Zeit zur freien Verfügung. 

Irgendwie ist es spannend dieses mal auf der anderen Seite des Zaunes zu stehen. Bislang waren wir immer diejenigen, welche vom Ufer auf die Schiffe geguckt haben. 

Nun sind wir auf dem Schiff und gucken im Hafen die Leute an, welche da so vorbeiwandern. Hat auch was.


Gegen Abend gehen wir in einem Restaurant am Hafen essen. Immer mit Blick auf das Boot. 

Dann den Sturm auf dem Boot abwettern. 

Sehr zur Enttäuschung der Tochter war dieser zu einem Wind abgeflacht. Später erfuhren wir, das auf der anderen Seeseite das Gewitter recht heftig gewesen sein soll.

 

Am nächsten Morgen ließen wir die müden Reisenden in Ihren Kojen und wanderten durch das Städtchen. Bald schon fanden wir uns an der Promenade wieder und wanderten an dieser entlang.

 

An den anderen Booten in der Marina entlanglaufend finde ich, dass wir eine gute Wahl getroffen haben, mit unserer Möhre.

Es ist eins der wenigen Metallschiffe zwischen den ganzen Plastikbooten. Diese sind meiner Meinung nach völlig überdimensioniert. 45 und mehr sind eher die Regel, denn die Ausnahme.

 

Nachdem alle ausgeschlafen hatten und nach dem Frühstück liefen wir aus und tuckerten zurück Richtung Heimathafen.

 

Wir finden erneut eine Ankerstelle und bleiben dort eine Weile. Heute mag niemand baden?

 

Bald darauf schaukeln wir gemütlich weiter.

Dann der Ruf des Sohnes, War der Rauch schon immer so weiß?

 

Mal sehen, nein das Wasser aus dem Auspuff hat sich nicht verändert. Der Impeller scheint zu arbeiten. Der Impeller ist eine Art Pumpe mit welcher das Wasser durch den Motor gepumpt wird und diesen damit kühlt. 

 

Der Qualm wird stärker also erst mal den Motor aus.

Ein Anruf bei Kuhnle im Servicecenter. Langsam weiterfahren und den Qualm beobachten. 

Dann der Motor geht aus dafür der Warnton an. BEEEEEEEP

 

Nochmal das Service Center , abkühlen lassen, die Motorhaube geöffnet und verschiedene Fragen beantwortet.

 

Immer mal wieder den Motor gestartet und ein wenig getuckert bis der Warnton wieder losheult. Dann Motor abkühlen lassen und wieder warten.

Bis der Junior bemerkt: "Wir fahren in die falsche Richtung". 

Nach kurzer Diskussion konnte er uns Anhand eines Bildbeweises überzeugen, dass ich es tatsächlich geschafft habe mich auf einem See mit Ufersicht zu verfahren.

Das kommt mir von Radfahren doch irgendwie bekannt vor (Grumpf). Also alles, was wir mühsam geschafft hatten - in der kurzer Zeit falsch herum zurückgefahren.

 

Dann der Motor endgültig aus.

 

Nochmal bei Service angerufen, Ok, wir schicken jemanden. Bald darauf erschien ein Boot der Kuhnle Flotte welches uns längsseits nahm.

Es ist doch echt hilfreich, wenn man die Landessprache beherrscht!

 

Nicht zu spät, denn kaum, dass wir längsseits lagen, kam die Wasserschutzpolizei von irgendwo her. Diese beobachtete unsere Flotte misstrauisch. Die Nervosität unserer Bergehelfer nahm dann doch schnell zu.  

Bald darauf drehten die Freunde und Helfer ab und ließen uns in Ruhe.

 

Zurück in der Marina wurde der Fehler schnell gefunden--- der Impeller. Nach kurzer Zeit war das Boot repariert. Wir blieben aber für den Abend im Hafen und genossen das Abendessen aus der Kombüse. 

Zum Sonnenuntergang konnten wir schnell wandern und es sind schöne Bilder dabei entstanden.

 

Die 3te Nacht an Bord war dann schon fast Routine und verlief recht ruhig.

 

Am Morgen- dann der übliche Ablauf. Die Erfahrenen machen einen kurzen Spaziergang, die Jugendlichen wollen schlafen?

Nach dem Frühstück beschließen wir die Kanäle zu befahren. Erst mal sehen of der Pott durchhält.

 

Nachdem wir den Eingang gefunden haben , jaja hast ja recht und nein ich habe mich nicht verfahren,  denn ich weiß ja wie ich zurück komme! 

 

Spektakulär geht es unter einer engen Brücke hindurch. 

Auf dem Kanal ist es sehr gemütlich und es gibt viel zu sehen. Also am Ufer nicht auf dem Wasser.

Da es heute sehr warm ist steuern wir bald darauf einen Ankerplatz an und verweilen dort. 

Ich sollte erklären, dass Kanal nicht richtige Begriff ist, denn auf (oder in) einem Kanal darf man natürlich nicht ankern.

 

Inzwischen hat sich eine Routine beim Ankern entwickelt und jeder geht seiner/ Ihrer Lieblingsbeschäftigung nach.

 

Wir fahren noch bis zum Ende der befahrbaren Strecke und überlegen dann wohin. Da wir morgen den Kahn zurückgeben müssen werden wir wohl nicht weiter im Kanal schippern. 

Daher wollen wir gern an dem bekannten Fischerhaus anhalten und dort zu Mittag essen. 

Nach einem perfekten Anlegemanöver konnten wir ein gutes Essen (Räucherfisch) bzw Fish and Chips erwerben.

Zwischen den ganzen Fahrradfahren fühlte ich mich natürlich sehr wohl.

 

Bei dem Ablege Manöver ein kurzer Schreck. 

Ein Handy fehlt. 

Wo zuletzt gesehen?

Im Badezimmer.

Schell dort nachgesehen - das Handy ist weg, das Herz in der Hose.

Bei dem freundlichen Personal nachgefragt?

Tatsächlich, eine nette Dame hat das Handy dort abgegeben.

Da sie noch im Restaurant sitzt, sich herzlich bei Ihr bedankt. 

Nochmal alle Kinder; Telefone und Brieftaschen durchgezählt, diesmal ist alles dabei-  dann schnell ablegen.

 

Wir haben noch Zeit - sollen wir nochmal über den See schippern?

 

Nö, lieber einen ruhigen Platz suchen und das Wetter und Wasser genießen.

 

Rechtzeitig zurück in der Marina ist doch tatsächlich spontan kein Platz für uns frei. Nochmal raus und nochmal gucken, da werden wir von den freundlichen Hafenarbeitern zwischen zwei Boote gelotst. Dort dürfen wir über Nacht bleiben.

 

Der Sonnenuntergang ist heute völlig anders als gestern noch. Das Wasser blank wie ein Spiegel.

Abermals machen wir dutzende Fotos.

 

Die Nacht ist ruhig und kurz.

 

Heute am letzten Tag, wir müssen bis 11:00 Uhr das Boot abgeben, fahren wir mit den noch schlafenden Mitreisenden auf den See hinaus.

 

Zum Frühstück ankern wir auf dem See und genießen den Morgen mit den Resten unseres Proviants.

 

Pünktlich bringen wir den Kahn zurück in die Marina. 

Das Gepäck zurück in das Auto verstaut, sollte da nicht weniger sein als zu dem Beginn der Reise?

Bald passt alles in den Kofferraum und die Übergabe des Bootes kann beginnen.

 

Ich hatte mir schon zurechtgelegt, dass wir bei aufkommenden Diskussionen drauf verweisen, dass wir ein Tag wegen des Motorschadens verloren hätten.

Aber die Übergabe war so freundlich wie zuvor, sodas ich komplett auf ein Complain verzichtet habe. Wir wollten schließlich ein Abenteuer und wer kann schon von sich sagen, dass er mal in echter SEE NOT war.

 

Tatsächlich bin ich stolz auf meine Crew, keine Panik, keine*r ist über Bord gesprungen oder die sonst "üblichen" Vorwürfe - wenn mal was schief geht.

 

Die Rückfahrt am verkehrsreichsten Wochenende des Jahres verlief erwartungsgemäß von Stau zu Stau. Die Brücke, welche auf der Hinfahrt noch gesperrt war, konnte umfahren werden. 

 

Mit den üblichen Kaffeepausen kamen wir des späten Abends sicher und heile zuhause an.

 

FAZIT:

Wir werden wiederkommen!

Unsere kleine Möhre hat viel Spaß gemacht und das bisschen Rost gehört halt dazu.

GUT, das nächste Mal wollen die anderen ein 4eckiges Boot... Mal sehen?!

Noch einmal ausdrücklich "Danke" an das Team von Kuhnle Tours, durch die freundlichen und kompetenten Mitarbeiter hatten wir zu keinem Zeitpunkt ein ungutes Gefühl oder „über den Tisch gezogen worden“  zu sein.

 

Es grüßt Euch 

Oliver

Wo auch immer ihr gerade seid.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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